Sonntag, Mai 10, 2015

Premiere Musical Heute Abend: Lola Blau im Musiktheater Gelsenkirchen


So fest wie der Glaube ans eigene Talent, so schillernd sind die Träume der Schauspielerin Lola Blau im Wien des Jahres 1938. Vor der großen Karriere in Hollywood lockt zunächst die kleine am Landestheater Linz, wo Lola schon bald ihr erstes Engagement antreten soll. Doch ihre Hoffnung zerbricht jäh, als ihr das Theater per Telegramm die Stellung aufkündigt: Nach dem Anschluss ans Deutsche Reich ist auch in Österreich kein Platz mehr für jüdische Künstler. Überrollt von den politischen Ereignissen flieht sie, die doch stets unpolitisch sein wollte, über die Schweiz nach Amerika, wo sie mit „gewagtem Kostüm“ und frivolen Chansons zur Nachtklub-Berühmtheit aufsteigt. Als Lola nach Kriegsende in ihre Heimat zurückkehrt, muss sie feststellen, dass sich auch nach der Entmachtung der Nationalsozialisten an den politischen Verhältnissen in Wien nicht viel geändert hat. „Lola Blau ist sehr lieb. Sie will eigentlich nichts, als ein bisschen tanzen und singen und ihrem Publikum Freude machen. Aber sie muss einsehen, dass es nichts nützt, nur einen kleinen bescheidenen Platz an der Sonne erhaschen zu wollen.“ So beschreibt Georg Kreisler selbst die Titelheldin seiner Anfang der 70er Jahre gedichteten Stationen-Revue.

In bester Kreisler-Manier setzt „Heute Abend: Lola Blau“ seine feinen Widerhaken beißender Ironie in den braunen Pelz des Wiener Nachkriegs-Establishments. Schreiend komisch, bitter-süß, ohne dabei die zarten, leisen Töne zu verlieren, mit denen Georg Kreisler auch vom Scheitern eines persönlichen Traums erzählt. Knapp vier Jahre nach „Adam Schaf hat Angst“ inszeniert Regisseurin Sandra Wissmann („Die Comedian Harmonists“, „Hans und Gretchen“, „Cabaret“) Kreislers Frauenstück nun für die Sängerin Christa Platzer („Piaf“) im Kleinen Haus des MiR.

Lesen Sie die Premierenkritik zu Heute Abend: Lola Blau im MIR Gelsenkirchen hier!

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